Tolle Erinnerungen an epische Trails bei bestem Alpenwetter

10. bis 18. August 2024

„Herrlich fordernde Mountainbike-Trails“, „untergebracht in einem wunderschönen 400 Jahre alten Engadiner Haus im Zentrum von Scoul“, der „Bikevilla“, betrieben vom Engadiner MTB-Pionier Werni Dirren – mit diesen Worten hat Gerhard in der Tourbeschreibung die Erwartungen für die acht Teilnehmer schon ziemlich hochgeschraubt. Konnten die Erwartungen erfüllt werden? Definitiv. Aber lest selbst…

Tour 1: Val Sinestra

Zum Einrollen geht es auf Schotterwegen hoch in Richtung Norden. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite (wie übrigens die ganze Trailwoche), die Stimmung ist angesichts der tollen Schweizer Bergwelt bestens – vor allem, als nach der kurzen und steilen Abfahrt zum Hof Zuort an einem idyllischen Brücklein die Mittagspause mit frischem Kaffee aus der Bialetti-Mokkakanne, Hofer Pfefferbeißern und Käse ansteht.

Die weitere Abfahrt bietet die ersten Trail-Leckerbissen: auf technisch fordernden Trails geht es im Wald über Wurzeln, Spitzkehren und 2 Hängebrücken hinab ins Val Sinestra und an den Inn, wo einige Mutige Abkühlung im eisigen Bergfluss finden. Die weniger Mutigen warten zum Kühlen auf den Brunnen vor dem Haus, in dem man perfekt die müden Waden erfrischen kann… (35km, 1.100hm)

Tour 2: Uinaschlucht, Sesvennahütte und Reschenpass

Hoch motiviert und ausgeschlafen geht es hinunter nach Sur En, um dann einen absoluten Leckerbissen im Unterengadin in Angriff zu nehmen: die Auffahrt durch die Uinaschlucht zum Schlinigpass. Steil und lang, so dass wir die kühlende Rivella auf der Uina Dadaint-Hütte schon sehr genießen.

Danach wird’s richtig spektakulär: die Wege werden steiler, fahren wird unmöglich, „stossen“ (schweizerisch für schieben) oder tragen sind angesagt, weit unten rauscht der Bach, der Weg ist in den Fels geschlagen – kaum in Worte zu fassen. Oben entlässt uns die Uina-Schlucht in ein weites Hochtal, schöne Trails bringen uns über den Schlinigpass nach Italien zur Sesvennahütte, wo wir die ersten Ausblicke in Richtung Vinschgau genießen.

Nach steiler Abfahrt und schönen Trails durchs Schliniger Tal hinunter nach Burgeis geht’s die Etschradroute hoch zum Reschenpass. Zwischenzeitlich sind die Wolken immer dunkler geworden, und öffnen schließlich bei Nauders ihre Schleusen, so dass wir im Regen von der Norbertshöhe nach Martina abfahren, wo uns der DAV-Bus wieder zurück nach Scuol bringt. (61km, 1.500hm, 1.800 Tiefenmeter)

Tour 3: Piz Clünas und Alp Laret

Nach der langen Tour am Vortag nutzen wir die Seilbahn als Aufstiegshilfe zum Motta Naluns, und genießen die Querung auf dem Trail zur Alp Clünas. Dort steht die erste Entscheidung an: hoch auf den Piz Clünas, oder direkt zur Alp Larent? Vier Wagemutige nehmen den Gipfel in Angriff – ein hartes Stück Arbeit, nur die ersten Meter sind fahrbar, ein Großteil der ca. 300hm wird geschoben, am Gipfel muss das Bike getragen werden. Oben auf 2.792m dann ein herrlicher Blick auf die Bergwelt, und nach kurzer Tragepassage ein schöner Trail hinunter zur Alp Laret, wo die anderen schon das kühlende Getränk genießen.

Hinunter ins Tal geht es auf herrlichen Trails – teils auf Wanderwegen, teils angelegt (z.B. dem Pachific Trail) – nach Ftan. Die letzten Tiefenmeter rauschen wir die Straße nach Scuol hinunter – gerade noch rechtzeitig, wenige Minuten nach unserer Ankunft in der Bikevilla hat uns das Gewitter eingeholt und wir genießen das kühlende Belohnungsgetränk wettergeschützt vor der Bank der Bikevilla, während es wenige Meter von uns entfernt aus Kübeln gießt… (25km, 500hm, 1400 Tiefenmeter)

Tour 4: Grandtour um den Piz Nair oberhalb von St. Moritz

Früh aufstehen ist angesagt, denn wir steigen zeitig in den DAV-Bus, um eine der ersten Bahnen von Celerina hoch auf den Piz Nair zu bekommen. Oben auf 3.056m eröffnet sich die Schweiz von ihrer schönsten Seite: unten die hellblauen Seen, dazwischen St. Moritz, darüber die Gletscher rund um den Bernina.

Auf der anderen Seite des Piz Nair nehmen wir die Abfahrt in Angriff. Wir verpassen den Abzweig und landen ungeplant im Suvretta da Samedan, wo uns ein super flowiger Trail und absolutes Highlight der ganzen Bikewoche zur Alp Suvretta bringt. Aber wir haben ja eine Tageskarte für die Seilbahn, so dass wir vom Tal einfach wieder hoch fahren können…

Als Trailjunkies, die wir inzwischen geworden sind, geben wir dem blauen Flowtrail die Bewertung „etwas langweilig“ und nehmen den roten „Olympia Flow Trail“ in Angriff – und der ist der absolute Hammer: über 4km lang, flowig, flüssig zu fahren, aber durch einzelne Steine und Wurzeln nicht zu einfach, unten hat jeder ein Grinsen auf dem Gesicht. Ein wunderbarer Trailtag, wenn auch etwas abgekürzt durch den nun aufziehenden Regen, der weitere Abenteuer im Hochgebirge zu gefährlich macht. (48km, 2.000 Tiefenmeter, kaum Höhenmeter)

Tour 5: Entspannungstour zum Passo Costainas

Am 5. Bike-Tag lassen wir es „ruhiger“ angehen: leicht ansteigender Forstweg nach S-charl und zur Alp Astras, und dann einen kleinen Uphill-Trail hoch zum Passo Costainas – sind ja nur 1.000hm. Oben genießen wir die obligatorische mitgebrachte Brotzeit mit Käse und Wurst (wie jeden Tag), und machen uns auf den Rückweg. Die Variante durch den Arvenwald stellt sich als „10%-Trail“ heraus (Zitat Willi), d.h. wir schieben fast ausschließlich durch den verblockten Wanderweg. Aber auch das meistern wir, und genießen einen „Möhl“, einen im Eichenfass gelagerten Apfelwein, natürlich alkoholfrei. (48km, 1.250 hm)

Tour 6 – Passo Gallo und Val Mora

Wir fahren früh mit dem DAV-Bus los zum Ofenpass, und beginnen den Biketag mit einem flowigen Trail hinunter zur Alp Buffalora, bevor uns ein 20% Uphill die ersten Schweißperlen auf die Stirn treibt. Die Entschädigung folgt aber in Form eines recht flachen Trails zum Passo Gallo, und vor allem auf der Trailabfahrt hinunter zum Lago di Livigno, der uns mit jeder Kehre mit seiner hellblauen Farbe aufs Neue verzückt.

Über den Lago di San Giacomo di Fraele geht es hinüber ins Val Mora, ein wunderbares breites Tal. Wir fühlen uns an die Winnetou-Filme erinnert, besonders als uns Pferde auf unserem Weg begrüßen. Nach der letzten Stärkung geht es über den Döss Radond hinunter ins Val Müstair, für die Mutigen über knackige Trails nach St. Maria, für die anderen hinüber nach Fuldera/Tschierv. Angesichts des bisherigen Programms freuen wir uns über den Schweizer Postbus, der unseren Fahrer zum DAV-Bus am Ofenpass bringt, so dass uns der DAV-Bus im Val Müstair ohne zusätzliche Höhenmeter wieder aufsammeln kann. (40km, 800hm)

Tour 7: Fuorcla Campatsch

Der letzte Bike-Tag, ein letztes Highlight: mit der schon bekannten Seilbahn fahren wir von Scuol zum Motta Naluns, und von dort nochmal 600hm zur Fuorcla Campatsch (OK, einen guten Teil der Höhenmeter „stossen“ wir unser Rad, angesichts der Steilheit). Danach ein technischer Serpentinen-Trail nach unten – oben am Berg ziemlich knackig, weiter unten zunehmend flowig. Eine letzte Brotzeit mit den bekannten Zutaten am Wegesrand, und weiter geht’s hinab in Richtung Inn, wo eine letzte Einkehr am Campingplatz in Sur En wartet… (33km, 800hm, 1.500 Tiefenmeter)

Was sonst noch so war…

Die Bikevilla in Scuol können wir nur empfehlen, wegen der zentralen Lage zu den Trails, der noch zentraleren Lage zum Brunnen direkt vor dem Haus (eignet sich perfekt zum Füllen der Flaschen, aber auch zum Kühlen der Füße und Waden), und den schön eingerichteten Ferienwohnungen mit einer Mischung aus typisch engadiner Einrichtung (die stark an den Schellen-Ursli erinnert) und modernen Elementen.

Normalerweise bereitet Werni auch das Frühstück vor und kocht abends, was bei unserem Aufenthalt leider nicht möglich war. Aber die Biker sehen das pragmatisch und zaubern sich einfach selbst ihr Frühstück, und beim Abendessen lassen wir uns in den umliegenden Restaurants wahlweise mit den Biker-Basics (Pizza, Pasta…) oder regionalen Spezialitäten (Capuns, Plain in Pigna, Engadiner Nusstorte zum Nachtisch) bekochen. Dazu kommt noch der „Standard“ (meistgewählte Kombination zum Auffüllen der Flüssigkeitsspeicher), oder die entschärfte Variante (in der Schweiz heißt das Panaché), oder gleich die Version ohne Bier (ja, es waren Fans der Zitronenlimo dabei).

Axel, Dieter, Jörg, Marco, Thomas, Uwe und Willi sagen Danke an Gerhard für die tolle Vorbereitung und das sichere Guiden auf traumhaften Trails im Engadin! Uns allen bleiben tolle Erinnerungen an epische Trails bei bestem Alpenwetter, und die Vorfreude auf ein Wiedersehen auf ähnlich fordernden Mountainbike-Trails bei der nächsten Tour.

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